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Des Wallisers traditioneller Edelbrand

Seit vier Generationen ist die Distillerie Morand in Martinach berühmt für die hervorragenden Spirituosen oder Sirupe. Die Produktvielfalt von Morand wächst, gefragt sind immer mehr exklusive Destillate, erzählt Julien Morand, Verwaltungsrat von Morand im Interview.



Seit über 130 Jahren stellt Ihre Familie mit der Distillerie Morand im Wallis Spirituosen her. Wie schwierig ist der Spagat zwischen Tradition und Innovation? Julien Morand: Die Herausforderungen haben sich verändert. Mein Vater musste sich lediglich auf eine hochwertige Produktion fokussieren. Absatzprobleme kannte er keine. In der Vergangenheit hat sich der Spirituosenmarkt aber gewaltig verändert. Vor vier Jahrzehnten waren 80 Prozent der Spirituosen von Schweizer Herkunft. Bei etwa gleichbleibendem Konsum werden heute bloss noch rund 15 Prozent heimische Spirituosen konsumiert. Der Einfluss aus dem Ausland ist enorm.

Wie können Sie gegen diesen Druck ausländischer Hersteller reagieren? Bei uns in der Schweiz ist Alkoholwerbung stark eingeschränkt. Es ist für uns schwierig, beispielsweise Touristen zu zeigen, was für schöne Produkte wir hier in der Schweiz produzieren. Andererseits müssen wir flexibel sein und auf den Wandel reagieren. Ohne unsere traditionellen Werte zu verlieren, gehen wir vermehrt auf den Willen der Konsumenten ein.

Welche Produkte sind denn bei den Konsumenten und den Gästen beliebt?

Waren vor Jahren hauptsächlich traditionelle Edelbrände gefragt, geniesst der Kunde heute vermehrt das Spezielle und das Exklusive. Rum, Wodka, Whisky, Gin und Tequila: All das ist im Trend. Entweder wir produzieren sie auch, oder wir machen unsere traditionellen Produkte sexy und attraktiv, indem wir authentisch und hyper-qualitativ bleiben. Vor allem aber, indem wir sie in neuen Formen wie Douces De, Cœurs, Mousses oder Sur Fruit präsentieren. Dabei erzählen wir eine Geschichte. Unsere Geschichte.

Was heisst das für die Distillerie Morand? Wir lancieren immer wieder neue, einzigartige Produkte. Ich denke da an die neue Dimension des Eau de Vie: Für dieses Premium-Produkt verwenden wir pro Liter 20 Kilogramm Früchte. Das Aroma in der Nase und im Gaumen ist entsprechend intensiv. Ich denke ausserdem an die Williamine oder die Abricot Sur Fruit, hergestellt aus unseren wunderbaren Bränden und einem Fruchtkompott. Diese Produkte erfreuen sich wachsender Erfolge.

Wie wichtig ist die lokale Herkunft von Spirituosen? Ausländische Spirituosen werden immer auf unserem Markt bleiben, doch die Sensibilität für Nachhaltigkeit steigt extrem. Ähnlich wie beim Bier, stellen wir in ihrem Zug eine erhöhte Nachfrage nach lokalen Destillaten fest. Das Rhonetal ist dank dem Klima und dem fruchtbaren Boden eines der besten Territorien für den Anbau von Früchten, und Früchte (und Wasser) sind der Grundstoff für gute Spirituosen.

Morand stellt auch verschiedene Sirup-Sorten her. Ist dies ebenfalls eine Reaktion auf die veränderte Nachfrage der Kunden?

Wir sahen in den süssen Walliser Früchten, den Aprikosen und den Williamsbirnen, immer ein grosses Potenzial, um erstklassige Sirups zu produzieren. Die Qualität unserer Sirup-Sorten hat die Konsumenten überzeugt, die Nachfrage nach noch mehr Sorten ist gestiegen. Heute bietet Morand eine breite Palette an Sirup-Variationen an. Interessant finden wir, dass die Menschen in der Deutschschweiz und in der Romandie eine unterschiedliche Sirup-Kultur haben. Während in der Westschweiz auch Erwachsene gerne Sirup trinken, wird Sirup in der Deutschschweiz hauptsächlich für Kinder bestellt. In Cocktails oder mit Kaffee gemischt kommt Sirup aber überall gut an.



Bruno Kalbermatten, Content & Media hat dieses Gespräch mit Julien Morand für das Gastronomie-Magazin DURST von Feldschlösschen geführt. Das Interview wurde in der Mai-Ausgabe 2022 veröffentlicht. Der Mai-DURST widmet sich edlen Bränden und dem Genuss mit Stil. Denn im Barbereich sind seit einigen Jahren faszinierende Entwicklungen im Gang: Qualität ist wichtiger als der Rausch.


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